Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen, ich unterstütze den Trend von Body Shaming hin zu Body Positivity aus tiefstem Herzen. Längst überfällig aus meiner Sicht, dass wir Frauen uns weiblich und mit uns und unserem Körper rundum wohl fühlen, auch und vielleicht gerade weil wir nicht alle aussehen wie Super-Models.
Hormone strömen und meine Body Positivity wird mal eben für ein paar Tage aus dem Körper geschwemmt.
Doch bei mir hört meine Body Positivity (die ich nach wie vor Pflegen muss, um sie zu erhalten) meist da auf, wo mein PMS anfängt. Ist das nicht irre? Eben noch war alles gut und die Jeans saß so hervorragend und ich fand meinen Hintern ziemlich sexy und dann das, Hormone strömen und meine Body Positivity wird mal eben für ein paar Tage aus dem Körper geschwemmt (leider ganz im Gegenteil zu dem Wasser, was sich gleichzeitig einlagert).
BODY POSITIVITY VS. BODY ACCEPTANCE
Wie bei vielen anderen Dingen empfinde ich es auch bei Body Positivity so, dass wenn es zum Alleinziel ernannt wird, bei mir eher Druck aufkommt. Druck, dass ich mich und meinen Körper doch verdammt noch mal so annehmen und lieben soll wie er ist, jeden Zentimeter und bitte jeden Tag und in jeder Situation. Ja, auch beim Sex, wenn die ein oder andere Stelle des Körpers doch eine kleine bis mittelgroße Rolle wirft und in meinem Kopf Body Positivity gegen Körper Perfektionismus heiße Diskussionen führen. Ich aber mit einem sexy Blick versuche meinem Gegenüber volle Körper-Selbstliebe zu signalisieren, während ich in meinem Kopf mantrahaft zu mir selbst sage: „er hat bestimmt nicht gesehen was ich gesehen habe, einfach ignorieren und weitermachen“.
Ok, das ist vielleicht ein Dialog, der nur noch selten in meinem Kopf stattfindet (was ein recht langer Weg war). Aber den inneren Kampf zwischen Body Positivity und Körper Perfektionismus kenne ich sehr gut. Und besonders laut wird er eben rund um die Menstruation. An diesen Tagen muss ich besonders darauf achten, noch liebevoller mit mir umzugehen, wenn dieser Druck aufkommt auch dann jeden Teil meines Körpers bedingungslos lieben zu müssen. Mein Weg ist dann einfache, liebevolle Akzeptanz. Nicht meinem Körper gegenüber, sondern dem Teil in meinem Kopf, der meinen Körper gerade doch nicht so ganz akzeptieren möchte.
WAS TUN, WENN BODY POSITIVITY KEINE OPTION IST?
Es ist also wichtig, sich an (den) Tagen, an denen wir es nicht schaffen uns genau so zu lieben wie wir sind, freundlich zu begegnen und genau das auch zu akzeptieren. Wir müssen nicht alles und jeden Teil unseres Körpers jeden Tag auf die gleiche Weise bedingungslos lieben und annehmen können, denn auch das kann uns wiederum Stress machen. Merken wir, dass wir gerade mal wieder sehr nörgelig mit uns selbst sind, dann hilft oft ein Blick in den Menstruationskalender. Meist kommen diese Gedanken zu ungefähr gleichen Zeiten innerhalb des Zyklus. Dann heißt es liebevolle Akzeptanz walten lassen, abwarten und sich was Gutes tun. Zum Glück gehen diese hormonell bedingten, extremen Phasen von selbst wieder vorbei und danach darf auch wieder ein Stückchen mehr Body Positivity im Körper einziehen und das Wasser wieder weichen.
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