Ist Sex mit Liebe wirklich immer besser als Sex ohne Liebe?! Müssen wir unseren Sexualpartnern gegenüber liebevolle Gefühle haben, um erfüllten und erfüllenden Sex zu haben?!
Dieser Frage wollen wir in diesem Artikel nachgehen. Denn kann Sex ohne einen Rucksack voller Gefühle, Sorgen, Wünsche, Ängste und Rituale nicht auch sehr erfüllend sein?! Ist Sex um des Sex willen in manchen Situationen nicht einfach nur geil?! Und ist damit auch der Trend zu Phänomenen wie Half Night Stand, Zipless Sex und RRR zu erklären, wie sie auf Dating-Portalen wie Tinder propagiert werden?!
Sex – eine Definition
Sex ist die Abkürzung des Wortes Sexualität. Es stammt von dem lateinischen Wort „sexus“ für „Geschlecht“. Sex bezieht sich auf alle Handlungen, die sexuell erregen wie küssen, streicheln und Oralsex und ist somit mehr als nur Geschlechtsverkehr. Sex kann man außerdem nicht nur mit einem oder mehreren Partnern haben, sondern auch mit sich selbst (auch Solo-Sex, Selbstbefriedigung oder Masturbation genannt).
Liebe – eine Definition
So wie es nicht ausreicht, einzig und allein Geschlechtsverkehr zwischen einem Mann und einer Frau als Sex zu bezeichnen, so gibt es auch bei dem Thema Liebe nicht nur eine Begriffsdefinition. Jeder Mensch definiert Liebe individuell anders. Gemeinsam wird allen Definitionen sein, dass es sich dabei um ein starkes Gefühl des hingezogen Seins handelt, auf geistiger und/oder körperlicher Ebene. Selbstverständlich lieben wir unsere Eltern anders als unsere Freunde und unsere Freunde anders als unsere Sexualpartner.
Sex ohne Liebe
Es kann auf unterschiedliche Arten und Weisen passieren, dass wir uns auf einmal beim Sex mit einem Menschen ertappen, mit dem wir keine Liebesbeziehung haben und auch nicht anstreben. Egal ob es eine Partybekanntschaft ist oder ein Tinder-Date: Wenn sexuelle Anziehung zwischen zwei Menschen da ist und beide dieser nachgeben, dann kann es passieren, dass wir spontan Sex haben, ohne dass dieser auf der Basis einer liebevollen Beziehung zueinander stattfindet. Und dieser unverbindliche Sex kann, um ehrlich zu sein, sehr intensiv und befriedigend sein. Es kann sogar sein, dass es die beste sexuelle Erfahrung unseres Lebens wird.
Sex without love is as hollow and ridiculous as love without sex.
Hunter S. Thompson
Was Sex ohne Liebe so gut machen kann
Sex, bei dem sich beide Sexualpartner nehmen, was sie brauchen, ohne sich zu fragen, ob sie alles richtig machen, ohne unter dem Druck zu stehen, dem Partner ausreichend gerecht werden zu müssen und ohne darüber hinausgehende Gefühle und Hoffnungen berücksichtigen zu müssen, kann durchaus sehr attraktiv sein. Besonders wenn beide Sexualpartner gerade ihr Single-Dasein genießen und dennoch nicht auf Sex verzichten möchten. Zipless Sex, das steht für Sex ohne Verkettungen, d.h. keiner der Beteiligten sieht sich in irgendeiner Form Verpflichtungen ausgesetzt. Diese Form des Sex-Abenteuers verzichtet auf emotionale Verstrickungen jeder Art. Damit dies aber tatsächlich der Fall ist, ist es wichtig, im Vorfeld die Intentionen der Beteiligten zu klären: Geht es wirklich nur um Sex, oder erhofft sich einer der beiden insgeheim doch mehr?!
Zipless Sex – do‘s and dont‘s
Mit dem unverbindlichen Sex ist es genau wie mit vielen anderen Dingen im Leben. Er ist nur dann geil, wenn alle sich an die Regeln halten. Aber was sind die Regeln für Sex ohne Liebe?! Ein respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Dazu gehört auch, das Erlebte nicht weiter zu erzählen, gerade wenn es eventuell gemeinsame Bekannte gibt. Richtig gehen lassen kann sich nur, wer sicher sein kann, dass im Bett bleibt, was im Bett passiert. Darüber hinaus bedarf es nicht nur äußerer Schutzmaßnahmen wie die Verwendung eines Kondoms und einen ehrlichen, offenen Austausch hinsichtlich der eigenen Erwartungshaltung, sondern auch innerer Schutzmaßnahmen in Form eines ehrlichen Dialogs mit sich selbst hinsichtlich der eigenen Bedürfnislage.
Half Night Stand und RRR- was ist das, und was macht es so attraktiv?
One night Stand – das kennen die meisten von uns. Darunter verstehen wir eine einmalige Begegnung. Wer sich auf einen One night Stand einlässt, der weiß um den Fakt, dass es weder um eine längerfristige Affäre geht noch um eine Beziehung. Gesucht wird ein Sexualpartner für eine Nacht. Ob mit oder ohne Kaffee, am nächsten Morgen ist das Abenteuer vorüber. Beim Half Night Stand endet es noch früher. Nämlich direkt nach dem Sex, wenn der Sexualpartner den Heimweg ins eigene Bett antritt. Beim Half-Night-Stand geht es nämlich wirklich nur um den Akt selbst und ein kleines Abenteuer zwischendurch. Nicht riskiert werden soll dagegen, dass das Aufwachen am Morgen zum Desaster wird, weil der Mensch, neben dem wir aufwachen, zum Beispiel doch nicht unserem Typ entspricht oder aber weil die Intimität der Situation eventuell doch Gefühle hervorruft, die einer rein sexuellen Liaison entgegen stehen. Auf Dating-Portalen wie Tinder gibt es für diese Art der Begegnung auch das Kürzel RRR, was für Rein, Raus, Runter steht und eindeutiges Synonym für einen Quickie ist.
Sex mit Liebe
Dass Sex ohne Liebe seinen Reiz haben kann, das steht außer Frage. Wer schon einmal guten unverbindlichen Sex hatte, der wird dies bestätigen können. Allerdings kann die Monotonie und vor allem das Fehlen jeglicher zwischenmenschlicher Nähe auf Dauer auch deprimierend sein. Der Sex kann seelenlos werden und unser Menschen- sowie unser Selbstbild darunter leiden, dass wir uns auf unsere Sexualpartner emotional nicht einlassen, sondern sie nur benutzen und uns von ihnen benutzen lassen. Der Unterschied zwischen Sex ohne Liebe und Sex mit Liebe ist in erster Linie der, dass uns der Mensch auch außerhalb des Bettes etwas bedeutet. Das macht den Sex vertrauter. Wir fühlen uns unserem Sexualpartner näher. Es geht weniger um eine Performance, sondern darum zu fühlen. Sich nah zu kommen. Wahrzunehmen, was der Andere gerade braucht und es ihm zu geben. Aber ihm auch gleichzeitig zu zeigen, was das eigene Bedürfnis ist und wie wir es uns erfüllt wünschen. Sex mit Liebe endet nicht mit dem Vollziehen des eigentlichen Aktes. Und vor allem: Sex mit Liebe schreit nach einer Wiederholung.
Sex haben oder Liebe machen – wo ist der Unterschied?!
Nun kann es vorkommen, dass wir uns gerade nicht in einer Beziehung befinden und auch nicht verliebt sind. Wir sehnen uns aber dennoch nach Sex, der über ein Rein, Raus hinausgeht. Oder um es deutlich zu sagen: Wir wollen nicht ficken, sondern Liebe machen. Das ist möglich, wenn wir uns beim Sex ganz auf unseren Sexualpartner einlassen. Uns ihm in dem Moment hingeben mit allem, was wir sind und haben und uns damit verletzlich machen, was die Grundvoraussetzung ist dafür, dass wir nicht bloß Sex haben, sondern Liebe machen. Wer beides schon einmal erlebt hat, der wird wissen, wie anders es sich anfühlt, wenn wir dem Anderem in die Augen schauen, während wir einen kurzen Moment lang eins sind, zusammen lachen, stöhnen, zittern und ggf. kommen.
Liebe ohne Sex – das Standardszenario einer Ehe?
Wie wir gesehen haben ist Sex ohne Liebe ein durchaus gängiges Modell und wird vermutlich öfter praktiziert als so manch eine/r annehmen würde. Tabuisiert wird es allerdings genau so wie die Tatsache, dass es in vielen Liebesbeziehungen keine Körperlichkeit mehr gibt. Liebe ohne Sex – das klingt für viele vielleicht wie das Standard-Szenario einer Ehe. Grundsätzlich hat eine Beziehung verschiedene Standbeine. Sexualität ist eines davon. Gerade bei langjährigen Beziehungen kann es passieren, dass eines der Standbeine wegbricht, was nicht automatisch das Aus bedeuten muss. Es gibt auch Paare, die ohne Leidensdruck ohne Sex auskommen. Gerade wenn dies für beide Beziehungspartner gilt, muss nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt ist. Im Gegenteil: Ist das eingeschlafene Sex-Leben für beide Partner kein Defizit, so können sie sehr zufrieden miteinander leben.
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