Es ist so eine Sache mit COVID 19. Dem Lockdown. Und dem Social Distancing. So gibt es unterschiedliche Meinungen zu der Effektivität der Maßnahmen, die wir an dieser Stelle nicht diskutieren möchten. Auch gibt es Menschen, die damit besser umgehen können im Sinne einer hohen Akzeptanz für die Vorschriften.
Genauso wie es daneben Menschen gibt, die sehr darunter leiden und denen gerade das Social Distancing zu schaffen macht. Besonders betroffen sind vor allem Paare mit Kindern, Senioren und Menschen aus anderen Risikogruppen. Aber auch Singles, die sich unter diesen Umständen besonders einsam fühlen.
Social distancing is temporary. Love is permanent! >>>by stee-strong
Der Mensch als soziales Wesen
Wenn wir auf die Welt kommen, dann können wir ohne den Kontakt zu anderen Menschen nicht überleben. Bindungen zu anderen Menschen einzugehen gehört auch später noch zu den zentralen Eigenschaften, die uns als Mensch ausmachen. Nicht umsonst nehmen Freundschaften im Kindes- und Jugendalter und später im Erwachsenenalter auch Partnerschaften einen so wichtigen Stellenwert ein. Im Umkehrschluss lässt sich vereinfacht sagen, dass soziale Isolation schwerwiegende Folgen in Bezug auf die physische und psychische Gesundheit nach sich ziehen kann.
Das Bedürfnis nach Liebe
Geborgenheit, Zugehörigkeit und menschliche Nähe sind natürliche Grundbedürfnisse des Menschen. Auch Körperkontakt, Zärtlichkeit und Sexualität gehört zum Menschsein dazu und ist jedem ein Bedürfnis. In einer Partnerschaft suchen viele neben körperlicher Nähe besonders das Gefühl von Sicherheit, Wertschätzung und Schutz. Nicht allein sein zu wollen ist ein Gefühl, das sich bei vielen in Krisenzeiten wie der aktuellen Corona-Lage noch verstärkt, aber durch die Regeln des Social Distancing schwer bis gar nicht positiv beantworten lässt. Vor allem für allein lebende Menschen. Abstand halten auf der körperlichen Ebene – für manche führt das auch auf emotionaler Ebene zu einem Gefühl des innerlich abgetrennt Seins. Ganz zu schweigen von dem völlig menschlichen Bedürfnis nach Sex. Sicherlich kann der Mensch eine Zeit lang darauf verzichten. Und dennoch: Die Sehnsucht nach zwischenmenschlichem Austausch ist ernst zu nehmen.
Wir sind uns im Herzen nah
Man braucht nur in den Supermarkt zu gehen, um in einer Art Dauerrotation zu hören, dass wir uns an alle Massnahmen zur Corona-Eindämmung halten sollen und dennoch nicht vergessen dürfen, dass wir uns im Herzen nah sind. Doch was bedeutet das – im Herzen nah?! Selbstverständlich fühlen wir uns Menschen auch verbunden, wenn wir sie einmal ein paar Tage oder Wochen nicht sehen. Aber was passiert, wenn daraus Monate werden?! Wenn Sehnsucht nach Zweisamkeit über einen langen Zeitraum unerfüllt bleibt?! Wenn äußerer Rückzug einen inneren Rückzug nach sich zieht?! Wenn das Social Distancing aufs Gemüt schlägt?! Und wie können wir unser Bedürfnis nach körperlicher Nähe stillen, ohne den Kontaktbeschränkungen zuwider zu handeln?!
Ausserpartnerschaftlicher Sex als Risikoquelle
Es ist leicht nachzuvollziehen, dass Sex das Risiko einer Ansteckung erhöht. Auch wenn One Night Stands und wechselnde sexuelle Kontakte im Privaten nicht offiziell verboten werden können so wie z.B. die Schließung von Bordellen angeordnet wurde, so sollten diese im Rahmen eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Ansteckungsgefahr vermieden werden. Gefahrlos zurückgegriffen werden kann auf Formen des Sex, bei denen sich die Menschen nicht berühren wie beispielsweise Telefonsex oder Online-Sex. Dies ersetzt zwar nicht den realen körperlichen Kontakt, kann Menschen, die nicht in einer festen Partnerschaft leben, aber über die Zeit der Kontaktsperre helfen.
Wir selber sind unser sicherster Sexualpartner
Corona ist also für Singles besonders hart. Masturbation wird sehr groß geschrieben in Zeiten des Social Distancing, ggf. auch unter Einsatz von Sex Toys, die selbstverständlich genauso gereinigt und desinfiziert werden wie die Hände. Neben Sextoys können Pornos die Lust an der körperlichen Selbstliebe zusätzlich anheizen und uns zu sexueller Befriedigung verhelfen, ohne dass wir realen Kontakt zu einem Menschen hatten.
Dating-Apps in Zeiten von Social Distancing
Es ist davon auszugehen, dass Tinder und Co. in Zeiten von Kontaktbeschränkungen einen steten Zuwachs verzeichnen. Auch wenn dies wie ein Widerspruch anmutet, weil auf einem Dating-Portal ja vermeintlich Kennenlerntreffen angebahnt werden sollen, ist das Chatten mit Gleichgesinnten für viele zumindest vorübergehend ein adäquater Ersatz für reale Dates. Das gilt sowohl für den zwischenmenschlichen Austausch als auch für sexuelle Abenteuer, die angeheizt durch Sexting, also das Versenden anzüglicher Nachrichten, entweder in Solo-Sex oder sogar Solo-Sex, bei dem sich die Schreibenden via Video-Chat gegenseitig zusehen, münden.
Gefahren von Social Distancing
Um die Verbreitung des Virus möglichst gering zu halten ist die Einhaltung der Maßnahmen unvermeidbar. Persönliche Befindlichkeiten müssen dahinter zurück stehen. Dennoch möchten wir nicht verpassen, auch auf die Gefahren und Risiken des Social Distancing hinzuweisen. Kreative Lösungen via Online-Chats und Sex via Video-Chat können eine Zeit lang helfen, das Bedürfnis nach sexueller Befriedigung zu stillen. Gleiches gilt für die zwischenmenschliche Kommunikation in Form von Zoom-Calls und Internet-Telefonie. Damit lassen sich für eine Zeit lang Kontaktbeschränkungen überbrücken.
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