Immer wieder werden wir angesprochen, was wir denn von Pornos halten, ob wir selber Pornos schauen, und ob wir nicht mal darüber sprechen bzw. schreiben wollen. Aus diesem Grund nehmen wir uns dem Thema mit diesem Artikel an. Die Frage, ob wir selber Pornos gucken, rührt sicher daher, dass viele meinen, wir würden uns schon allein wegen Vitamin FEM sehr viel mit der Thematik auseinandersetzen. Weil Pornos schließlich unser Bild von Sexualität maßgeblich beeinflussen und dieses sich auch entsprechend ändern kann. Dem ist auf jeden Fall so, aber auch als Privatpersonen schauen wir gerne mal Pornos. Denn, und so möchten wir diesen Artikel gerne beginnen, es gibt nicht nur schlechte Pornos. Und es ist auch definitiv auch nicht so, dass nur Männer Pornos schauen. Am Ende geht es darum, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu sein bzw. zu werden und daran angepasst die Filme zu finden, die Spaß machen und die eigene sexuelle Erregung positiv beeinflussen.
Die geschlechtsspezifische Perspektive auf pornographische Filme
Die Zahl der Frauen, die Pornos schauen, scheint zugenommen zu haben. Und die häufigsten Suchbegriffe implizieren, dass Frauen auch nicht nur auf dezente Filmchen stehen. Gerne darf es auch einmal etwas härter zugehen. Allerdings sollte es bei den Filmchen der Wahl nicht nur um die Befriedigung der männlichen Geilheit gehen. Frauen gehen heute sehr viel offensiver damit um, was sie mögen und möchten dies auch beim Pornos gucken verwirklicht sehen. Eine Entwicklung, die Mut macht, aber sich noch nicht immer unbedingt in den Pornos widerspiegelt. Denn die meisten Pornos sind nach wie vor auf den männlichen Geschmack ausgerichtet und aus der männlichen Perspektive auf Sex gedreht, d.h. die Frau ist das Objekt der Begierde und wird vorrangig genommen. Nicht dass das nicht auch für manche Frauen eine heiße Vorstellung wäre, aber eben nicht ausschließlich. Weibliche Sexualität ist, wie wir hier auf dem Blog und auch in unserem Podcast nicht müde werden zu betonen, sehr viel komplexer und vielschichtiger. Und so sollte und dürfte es die Pornoindustrie auch gern sein.
Die Geschmäcker sind unterschiedlich
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass es wie immer ist im Leben: Nicht jeder Mann hat den gleichen Pornogeschmack. Das gilt auch für die Frau. Während die Einen Handlung als Rahmen brauchen, geht es den Anderen nur um den Akt an sich. Die Einen legen Wert auf ein ansprechendes Äußeres der Darsteller/- innen, den Anderen ist das Aussehen völlig egal, solange Ihre Phantasien möglichst explizit dargestellt werden. Manche Männer brauchen nur wenig nackte Haut, um sofort geil zu werden, anderen reicht die reine Nacktheit nicht. Dasselbe gilt für Frauen: Für manche braucht es sehr plastische Bilder, andere mögen es eher subtil, weil so mehr Raum ist für das eigene Kopfkino ist.
„Anschließend wird von vorne, hinten und kreuz und quer penetriert, bis den Frauen in den offenen Mund gespritzt wird, Ohne Anfassen, ohne Küssen, ohne irgendetwas Menschliches.“
aus: Sie hat Bock von Katja Lewina
Pornos und sexuelle Erregung
Sexuelle Erregung ist von vielen Faktoren abhängig. Sie kann täglich variieren. Ist also tagesformabhängig. Und nicht statisch. Daher können sich auch die sexuellen Vorlieben ständig verändern und auch der Pornogeschmack. An manchen Tagen mögen wir es vielleicht eher „sensual“, an anderen eher „rough“. Aus genau diesem Grund kann man auf den gängigen Pornoseiten zwischen unterschiedlichen Kategorien wählen. Unsere Tagesform wiederum ist von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig wie beispielsweise unserer körperlichen, geistigen und seelischen Verfassung. Dies wirkt sich auch auf unsere Erregungsfähigkeit aus. Befinden wir uns in einer entspannten Grundhaltung, so ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Porno, der unsere sexuellen Vorlieben bedient, uns sexuell erregt. Sind wir dagegen mit dem Kopf woanders, dann wird es relativ egal sein, welche Art von Filmchen wir uns ansehen, wir werden Schwierigkeiten haben, uns kopfmäßig darauf einzulassen, was sich dann auf körperlicher Ebene in Form von mangelnder Erregbarkeit ausdrückt.
Gefahren von Pornos
Definitiv wichtig hervorzuheben ist es unserer Ansicht nach, dass der Umgang mit Pornos für Erwachsene ein eher selbstverständlicher ist bzw. sein sollte. Auf der Basis einer Sexualität, die sich durch reale Erfahrungen bereits geformt hat, können erwachsene Männer und Frauen Sexfilmchen als ergänzenden bzw. zusätzlichen Anheizer benutzen. Für die jüngere Generation sieht das schon ein wenig anders aus, und hiervon sehen wir mindestens eine große Gefahr ausgehen. Jungen und Mädchen, die sehr früh mit Pornos in Kontakt kommen, haben kaum die Chance, ihre eigene Sexualität zu entdecken, bevor ihnen die Pornoindustrie ein im Zweifel völlig anderes Bild präsentiert. Sexualität ist ein zartes Pflänzchen und möchte vorsichtig und umsichtig bewässert werden. In diesem Zusammenhang können sich Ängste und Unsicherheiten ergeben, können Fragen auftauchen und aufgrund von Unwissenheit auch traumatisierende Erfahrungen gemacht werden. Wichtig ist, all diese Dinge zu kommunizieren, um offen zu bleiben und Sexualität als das anzusehen, was es ist: ein freudvoller Aspekt unseres Lebens. Eine Spielwiese, auf er wir uns austoben dürfen, solange es uns und den Anderen damit gut geht.
Pornos statt Sex
Wir haben uns viele Gedanken dazu gemacht, dass die Porno-Industrie und die leichte Zugänglichkeit zu Pornos eventuell dafür sorgen könnte bzw. sorgt, dass besonders junge Menschen so sehr an Pornos gewöhnt, also quasi sexuell pornographisch sozialisiert sind, dass das spielerische Entdecken der eigenen Sexualität komplett in den Hintergrund rückt. Sexualität verkommt so zu einem realitätsfernen Szenario, das viele nur noch vom Bildschirm gekoppelt an Masturbation kennen. Kommt es im realen Leben zu einer sexuellen Begegnung, so stehen schon im Vorfeld überzogene bzw. unrealistische Erwartungen im Raum, die im Zweifel sexuelle Erfüllung verhindern anstatt sie zu ermöglichen. Dies gilt sowohl für die jungen Männer, auf denen ein enormer Leistungsdruck lastet, bedenkt man, wie oft und wie lange Pornodarsteller (auf sicherlich nicht immer natürliche Art und Weise) im Film können (müssen). Als auch für die jungen Frauen, die zwangsläufig den Eindruck bekommen (müssen), jederzeit willig und einzig und allein dem Orgasmus des Mannes verpflichtet zu sein.
Pornosucht
Neben der Entfremdung von der eigenen Sexualität einhergehend mit der Gefahr, gar nicht erst eine Beziehung zu finden oder aber diese aufgrund des exzessiven Konsums sowie der unrealistischen Erwartungshaltungen zu verlieren, birgt ein ausgeprägter Pornokonsum außerdem die Gefahr, dass alle anderen Lebensbereiche darunter zu leiden beginnen, beispielsweise und vorrangig die Arbeit oder aber das Studium. Genauso definiert sich Sucht, welche „das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand ist.“ Bei der Pornosucht ist es die sexuelle Erregung, die in den Orgasmus mündet, getriggert durch den Konsum von Pornos. Wer abhängig davon wird, regelmäßig Pornos gucken zu müssen, der wird diesem Teil seines Lebens sehr viel Zeit einräumen und diese in anderen Lebensbereichen einbüßen müssen. Im schlimmsten Fall wird die Sucht behandlungsbedürftig, weil das soziale Leben und die Lebensqualität maßgeblich darunter leiden.
Sexuelle Erregung und Orgasmus ohne Pornos
Es gibt viele gute Gründe, um den eigenen Pornokonsum einzuschränken oder sogar ganz sein zu lassen. Angefangen von dem oftmals fraglichen Frauenbild über die unrealistische Darstellung von Sex bis hin zu den Bedingungen, unter denen Pornos produziert werden (schlechte Bezahlung der Darsteller/- innen, Verzicht auf Verhütung, Bodyshaming usw.). Vor allem aber kann es eine sehr, sehr wertvolle Erfahrung sein, sich wieder mehr auf die eigene Phantasie zu verlassen. Ein bisschen kann man es sich vielleicht vorstellen wie bei einem Navigationsgerät: Je mehr wir uns darauf verlassen, dass es uns zum richtigen Ort führt, desto weniger verlassen wir uns auf unsere eigene Ortskenntnis. Dasselbe gilt für Dr. Google: Je mehr wie uns darauf verlassen, dass wir dort die Antworten auf alle Fragen finden, desto weniger werden wir selber recherchieren. Und je mehr wir uns sexuelle Anregung von außen holen in Form von Pornos, desto weniger entspringt sie unserer eigenen Phantasie. Aber auf diese können wir immer zurückgreifen, sie ist immer unseren Bedürfnissen angepasst, und sie wird mit Sicherheit auch zum Ziel führen: nämlich zu sexueller Erregung und im Zweifel zum Orgasmus.
Photo by Dainis Graveris on Unsplash