Achtung: Die folgende Darstellung enthält Szenen, die den Eindruck entstehen lassen könnten, Gewalt gegen Frauen werde verherrlicht bzw. die Erniedrigung von Frauen sei duldbar. An dieser Stelle soll daher betont werden, dass die Verfasserin und wir von Vitamin FEM uns vehement von einer solchen Haltung distanzieren. Die geschilderten Handlungen sind im Rahmen eines sexuellen Spiels der Unterwerfung in beiderseitigem Einvernehmen vorgenommen worden und hätten mit Hilfe eines Safe Words jederzeit abgebrochen werden können.
Schmerz und Selbsterniedrigung
Das Thema Schmerz und Selbsterniedrigung hat in meinem Leben schon immer eine Rolle gespielt. Nicht sexuell, aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich es auch dahingehend wissen wollte. Wie viele Frauen hatte auch ich die Shades of Grey Bücher gelesen und die Filme gesehen. Irgendwie tat sich da in schönen Bildern eine Welt der Unterwerfung auf, von der ich gern mehr gewusst hätte. Also habe ich mich irgendwann auf unterschiedlichen Dating-Portalen angemeldet. Schnell wurden mir genau solche Szenarien angeboten, aber irgendwie war ich anfänglich dann wohl doch noch nicht so weit. Mich stießen die Angebote eher ab. Und dennoch: Die Neugier blieb.
Everyone needs someone who can handle their darker sides.
Anbahnung eines Dates
Irgendwann fing ich an, mit einem Typen zu schreiben, der im BDSM-Bereich bewandert zu sein schien. Wir schrieben eine Weile, und dann haben wir ein Treffen im Hotel geplant. Ich bin völlig unvorbereitet dort hin gegangen. Habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob es vielleicht etwas zu bedenken gäbe. Es hat mich schon im Vorfeld wahnsinnig angemacht, dass er immer mal wieder andeutungsweise oder auch ganz konkret von Phantasien geschrieben hat, die er mit mir ausleben wollte. Wahrscheinlich war es für ihn auch spannend, sich mit einer Frau zu treffen, die keinerlei Erfahrung mit sowas hatte.
Wie alles begann
Was dann im Hotel passierte war das Krasseste und gleichzeitig Geilste, was ich zu diesem Zeitpunkt sexuell erlebt hatte. Von der ersten Minute des Aufeinandertreffens an war ich beeindruckt von seiner Präsenz. Kaum war er da, da lag ich auch schon auf dem Boden. Was mich aber nicht geängstigt, sondern einfach unglaublich angemacht hat. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber ich glaube, es hatte vor allem mit Fesseln und Bondage-Szenarien zu tun. Nichts davon hat in dieser Nacht stattgefunden. Es ging in allererster Linie darum, dass er mich auf alle möglichen Arten und Weisen erniedrigt hat. Ich sollte nackt vor ihm auf dem Boden krabbeln. Wann immer ich versucht habe, mich gegen etwas aufzulehnen, hat er mich mit Schlägen oder anderen Disziplinierungsmaßnahmen daran erinnert, wer das Sagen hat. Und dass ich nur dafür da war, ihm zu dienen und mich von ihm erniedrigen zu lassen.
Wie alles seinen Lauf nahm
Ich erinnere mich nicht genau, aber ich weiß, dass ich mehrere Male irgendwo vollgespuckt und vollgewichst in der Ecke lag. Mein Kopf wollte mir die ganze Zeit sagen, dass das total krank war, was wir dort taten, aber mein Körper hat eine ganz andere Sprache gesprochen. Ich bin quasi ausgelaufen vor Geilheit. Wenn er von mir abgelassen hat, dann habe ich darum gebettelt, dass er mir wieder und wieder seinen Schwanz in den Mund rammen sollte. So lange und so tief, bis ich würgen musste und bis er wieder irgendwo auf oder in mir gekommen ist. Besonders angetörnt hat mich, dass er mir seine Verachtung, die letztendlich Teil des Spiels war und außerhalb dessen nichts mit seiner Haltung mir als Frau gegenüber zu tun hat, dadurch hat spüren lassen, dass er mich angespuckt hat: ins Gesicht, in den Mund, auf meine Vagina, überall hin. Irgendwann wusste ich nicht mehr, was sein Sperma und was seine Spucke auf und in mir war.
Was am nächsten Tag geschah
Nach einer unruhigen Nacht, in der ich kaum ein Auge zugemacht habe, ging es am Morgen in neue Runden, die damit endeten, dass ich wieder seine Hand am Hals hatte, sobald ich ihm zu nahe gekommen bin. Wenig später spürte ich ihn wieder über mir und seinen Penis tief in meinem Hals. Anfassen durfte ich mich selber nicht. Diese Erlösung kam zum Schluss in der Dusche, wo er mich mit dem Duschstrahl penetriert hat, in der Ecke liegend, vollgerotzt und vollgewichst wie so oft in den nicht einmal 24 Stunden unseres Aufeinandertreffens. Ich muss sagen, dass ich am Ende körperlich schon ganz schön erledigt war. Und dass es, als ich wieder allein war, auch kurze Momente gab, in denen die Bilder an mir vorbeizogen und ich erst einmal klarkriegen musste, was da alles passiert war. Aber die Erfahrung hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass es sexuell noch sehr viel gibt, was ich mich bislang nicht getraut habe auszuprobieren, und dass ich das jetzt nachholen möchte.
Manuela W. 38 Jahre
Nachtrag
Ich danke Marret und Julia, dass sie mit Vitamin FEM eine Plattform geschaffen haben, die sich dem spannenden und vielfältigen Thema weibliche Sexualität annimmt. Und dass sie mit den V-Stories Frauen die Möglichkeit geben, ihre Erfahrungen zu teilen und sich damit bestenfalls gegenseitig zu inspirieren, selbstbestimmt die eigene Sexualität zu leben.
Photo by Artem Labunsky on Unsplash
Wir danken dir, liebe Manuela, für deinen Mut, deine Geschichte mit uns und allen anderen interessierten Frauen zu teilen.